Ein unscheinbares Cover, das vor dem Lesen vollkommen nichtssagend und schlicht ist, danach aber wohl das Buch-Thema hundertprozentig aufgreift und widerspiegelt. Ich habe Bunker Diary lange vor mir hergeschoben, jetzt habe ich zu dem kleinen Buch gegriffen und bin nach dem Lesen richtig platt und sprachlos …
Klappentext: Sechs Personen in einem Bunker, festgehalten von einem namenlosen Entführer, dessen Identität ebenso unklar ist wie sein Motiv. Der sechzehnjährige Linus ist der Erste. Die neunjährige Jenny sowie vier Erwachsene folgen. Der Willkür des unbekannten Täters ausgesetzt, suchen Linus und seine Mitgefangenen nach einem Weg, in dieser gnadenlosen Situation das zwangsweise Miteinander erträglich zu machen. Doch als der Entführer beginnt, sie aufeinanderzuhetzen und anbietet, einen von ihnen um den Preis des Lebens eines der anderen freizulassen, eskaliert die Situation . . .
Allgemein: Gleich zu Beginn wird man mit dem Ausreißer und Hauptcharakter Linus konfrontiert, der die Tribünen-Reihen des Stadions nach verlorenen Gegenständen absucht, um ein bisschen besser über die Runden zu kommen. Kurz darauf tappt der gutmütige Jugendliche jedoch in eine Falle und findet sich im „Bunker“ wieder … eingesperrt und vollkommen alleine – keine Ahnung wer ihn und warum ihn jemand gekidnappt und gefangen genommen hat. Schon bald trifft Linus auf andere Entführte und so versuchen alle das Beste aus der aussichtslosen Situation zu machen. Bunker Diary hat mich von Anfang an gefesselt und mich nicht mehr losgelassen! Kevin Brooks hat hier sehr gute Arbeit geleistet, denn zumindest für mich war die Verzweiflung der Gefangenen greifbar nah und hat mich richtig gepackt! Besonders die teilweise sehr krassen und schockierenden Aktionen des Entführers machen noch mal richtig deutlich, wie schwer es sein muss, mit so einer Situation überhaupt umzugehen. Ich will hier nicht mehr verraten, aber es kam bei mir wirklich niemals Langeweile auf. Ganz im Gegenteil, mit so mancher Wendung hätte ich nie gerechnet und so schreckt auch der Autor nicht davor zurück, das Ganze unverschönt bzw. knallhart darzustellen. Nein! Das Buch trifft einen mit voller Härte, tritt einen mehrmals kräftig in die Magengegend, sprüht Tränengas in die Augen des Lesers und lässt einen am Boden zerstört und verzweifelt zurück …
Charaktere: Kurz nach der Ankunft von Linus in dem Bunker trifft er nach und nach auch auf andere Gefangene. So müssen Sie alle miteinander in dem Bunker klarkommen und das ist schwerer als gedacht, denn es treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander und kämpfen um/für ihr Leben. Ein Junkie, ein Geschäftsmann, ein Todkranker, ein Ausreißer und verlorener Sohn, eine Tussi und ein kleines, armes Mädchen. Ich kann nichts an den Charakteren aussetzen, denn diese gravierenden Unterschiede zwischen den einzelnen Personen geben dem Buch das gewisse Etwas!
Stil & Aufbau: Das Geschehen wird aus der Sicht von Linus geschildert – der Schreibstil ist vergleichbar mit Tagebucheinträgen und auch des Öfteren Monologe. Ich persönlich hatte keine Probleme mit dem Schreibstil, da dieser für die Situation wie die Faust aufs Auge passt. Durch die sehr einseitige Erzählart konnte ich mich zumindest viel besser in Linus und dessen aussichtslose Situation hineinfühlen und so war das Leseerlebnis einfach viel intensiver als bei manch anderen Büchern.
Fazit: Bunker Diary ist ein sehr berührendes und vor allem auch mitreisendes Buch, welches den Leser knallhart und unverschönt in einen alten Bunker entführt, einsperrt und ihn bis zur letzten Seite vor Aufregung nur noch schwer atmen und existieren lässt. Seite für Seite, Atemzug für Atemzug – Ende.
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